Mittwoch, 7. November 2012

Clarksburg - Uniontown - 115 km - Tag 64

Gestern gab's kein Frühstück, heute schon. Ich hatte gestern Abend schon gesehen, dass ich in dem Motel praktisch der einzige "normale" Gast war. Der Rest waren alle Bauarbeiter die in der Nähe an einer Öl- oder Gaspipeline arbeiten. Als ich dann in den Frühstücksraum kam, waren da bestimmt 20 von denen drin. 20 echte Typen - eben so wie man sich einen amerikanischen Bauerbeiter vorstellt. Mittendrin war noch ein Tisch frei, da hab ich mich hingesetzt. Mit meinen schlabberigen olive-grünen Fleecepulli, zerzausten Haaren und meinem Bart, bin ich aber glaube ich nicht so sehr aufgefallen.

Ich bin dann wieder pünktlich los. Ich versuche in dieser Hinsicht diszipliniert zu sein, weil es ja mittlerweile gegen 5 dunkel wird. Wenn man von Clarksburg nach Uniontown fahren will ist das ein bisschen kompliziert, sofern man die Autobahn nicht benutzen will oder kann. Ich bin dann zuerst auf einer "Nebenstraße" gefahren. Das war ziemlich gefährlich. Die Lastwagen rasen nur so vorbei. Dabei war die Straße nicht breiter als eine Kreisstraße bei uns. Doch plötzlich hört der Verkehr dann ohne ersichtlichen Grund auf. So bin ich dann irgendwann in Morgantown angekommen. Wie in West Virginia üblich, ist die Stadt wahnsinnig hässlich. Darüber hinaus ist die Stadt aber auch für etwas anderes bekannt. Nämlich brennende Couches! Warum brennende Couches? Morgantown beheimatet die West Virginia University. Die hat eine Footballmannschaft. An Spieltagen ist es Tradition, dass die Studenten ihre Couches auf die Straße stellen. Die ein oder andere wird dann eben angezündet. Das ist mittlerweile eben normal und sogar von der Polizei toleriert. Darüber hinaus wird die Uni in schöner Regelmäßigkeit als die "Number-1 Partying-School in the Nation" gewählt. Von derartigem Flair konnte ich aber nichts feststellen.

Ab Morgantown bin ich eine Weile einem sehr schönen Radweg gefolgt, der interessanter war als der Katy-Trail in Missouri, denn hier konnte man den Fluss dem man folgt, auch tatsächlich sehen. Und nicht nur den Fluss, denn diesen ziert unter anderem ein Atomkraftwerk (es sieht zumindest so aus, als wäre es eins). Irgendwie ein bizarrer Anblick. Inmitten der schönen und ursprünglichen Natur bei strahlendem Sonnenschein.



Weil der Google-Routenplaner es so wollte, bin ich irgendwann rechts auf eine kleine Straße abgebogen. Die ging durch ein Wohngebiet. Zuerst! Danach fand ich mich plötzlich auf einem Waldweg wieder. Ich hatte schon das Gefühl ich hätte mich verfahren, aber ein Blick aufs Handy sagte mir, ich solle weiterfahren. Glücklich darüber richtig breite Reifen auf die Felgen aufgezogen zu haben, habe ich das auch gemacht. Auf einem üblen Schotterweg ging es eine Weile bergab tief in den Wald herein, bis ich auf einer kleine Brücke ankam.




Ich dachte darüber nach, wann hier wohl das letzte mal ein Radler oder gar ein Auto (es war ja eine offizielle Straße!) durchgekommen war. Aber was solls..."Alle Wege führen nach New York" dachte ich mir. Irgenwann war die Straße wieder geteert. Der Nachteil auf so kleinen Nebenstraßen ist, dass man ständig an irgendeine Kreuzung kommt und man sich neu orientieren muss. Und das kostet Zeit. Dazu kommt, dass ich ständig hoch und runter gefahren bin. Auch wenn die Berge nicht hoch sind, ist es doch anstrengend. Zum einen bekommt man keinen richtigen Rhythmus, zum anderen sind die Anstiege total steil. Viel steiler als bspw. in den Rockies.

Irgendwann war ich aber dann doch am Ziel. Die Nette Dame an der Rezeption gab mir ohne Nachfrage meinerseits den ACA - Discount (ACA - ist der Autofahrerclub in Amerika) obwohl ich eigentlich online zu einem konkreten Preis gebucht hatte. 10$ gespart; sehr nett!

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